Das Radschloss - Aufbau und Funktionsweise
Ein an der Seite der Schlossplatte (K) befindliches Reibrad (C) wird mit einem Vierkantschlüssel (E) im Uhrzeigersinn gespannt. Nach ½ bis ¾ Umdrehung rastet das abgewinkelte Ende der Rastenstange (J) in eine runde Aussparung des Reibrads, die sogenannte Radrast (L), ein. Dabei öffnet sich automatisch der Pfannenschieber (M). Nun wird Zündkraut (feines Zündpulver) in die Pulverpfanne (D) gegeben und der Pfannenschieber (M) durch Betätigen einer Drucktaste (Q) mittels eines Federmechanismus (R) geschlossen. Die Waffe wird nun von vorne durch den Lauf geladen. Zum Feuern wird der unter Federspannung stehende Hahn (A) mit dem eingeklemmten Pyritstein (B) von vorne nach hinten auf den geschlossenen Pfannenschieber geklappt. Bei Betätigung des Abzuges gibt die Abzugsstange (O) über die Rastenstange (J) die Radrast (L) frei, wodurch sich die Schlagfeder (H) mit großer Wucht entspannt und vermittels einer um den Radwellenexzenter (F) gewickelten Kette (G) das Reibrad (C) in Bewegung setzt. Gleichzeitig wird durch den Exzenter der Radwelle der Pfannenschieber (M) automatisch aufgeschlagen. Der unter Federspannung stehende Hahn mit dem darin eingeschraubten Pyritstein (B) senkt sich schlagartig auf das sich drehende Reibrad. Dieses, analog der Funktion eines Feuerzeugs, reißt einen Funken aus dem Pyrit, welcher zuerst das Pfannenpulver und dieses durch das Zündloch die Treibladung entzündet.
Legende:
A Hahn
B Pyrit (Schwefelkies)
C Rad
D Pfanne
E Radschlossspanner
F Radwelle mit Vierkant (Zapfen)
G Kette
H Schlagfeder
J Rastenstange
K Schlossplatte |
L Radrast
M Pfannenschieber
(Pfannendeckel)
N Hahnfeder
O Abzugsstange
P Wellenstudel
Q Drucktaste für Pfannenschieber
R Feder für Pfannenschieber
S (die) Radstudel
T (die) Hahnstudel
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Das Radschloss - funktionelle Besonderheiten:
- Das Reibrad (C) wird (von der Vorderseite der Schlossplatte aus gesehen) immer im Uhrzeigersinn aufgezogen (max. ½ bis ¾ Umdrehung) und dreht immer gegen den Uhrzeigersinn.
- Ist der Pfannenschieber (Pfannendeckel) mit einem Federmechanismus versehen, so wird durch Betätigung der Drucktaste (Q) der Pfannenschieber immer geschlossen, nie geöffnet (Dies hat schon W. Boeheim 1890 falsch beschrieben). Einfach Radschlosswaffen besitzen diesen automatischen Verschlussmechanismus des Pfannenschiebers nicht.
- Der im Hahn eingespannte Pyritstein (Auch Eisenpyrit oder Schwefelkies) wird immer auf den geschlossenen Pfannenschieber (M), nie direkt auf das Reibrad aufgesetzt. Diese Tatsache wird in so gut wie allen modernen Beschreibungen des Radschlosses mangels praktischer Erfahrung falsch wiedergegeben. Der Exzenter der Radwelle schlägt im Moment der Abzugsauslösung den Pfannenschieber automatisch auf! Ein Aufsetzen des Pyrits bei geöffnetem Pfannendeckel wäre völlig widersinning, da bei Bewegung oder gar beim Reiten das Zündkraut aus der Zündpfanne geschüttelt würde.
- Anders als beim Steinschloss, bei dem ein Feuerstein den Funken aus einem kohlenstoffhaltigen Stahl (der Batterie) schlägt, wird bei Radschloss der Funken von einem gehärteten Reibrad aus dem (relativ weichen) Schwefelkies gerissen. Dieser Funken ist zwar heißer als ersterer, der Zündmechanismus aber wesentlich langsamer und störanfälliger als beim Steinschloss. Die Zündversagerquote liegt selbst bei gut funktionierenden Schlössern zwischen 10% und 15%.
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